§ 11

Näher kann das Bedürfnis der Philosophie dahin bestimmt werden, daß,
indem der Geist als fühlend und anschauend Sinnliches,
als Phantasie Bilder, als Wille Zwecke usf. zu Gegenständen hat,
er im Gegensatze oder bloß im Unterschiede
von diesen Formen seines Daseins und seiner Gegenstände
auch seiner höchsten Innerlichkeit, dem Denken, Befriedigung verschaffe
und das Denken zu seinem Gegenstande
gewinne.

[Die Grundlegende Wissenschaft der Philosophieist die Logik = Wissenschaft des Denkens]

So kommt er zu sich selbst, im tiefsten Sinne des Worts,
denn sein Prinzip, seine unvermischte Selbstheit ist das Denken.

In diesem seinem Geschäfte aber geschieht es,
daß das Denken sich in Widersprüche verwickelt,
d. i. sich in die feste Nichtidentität der Gedanken verliert,
somit sich selbst nicht erreicht,
vielmehr in seinem Gegenteil befangen bleibt.

Das höhere Bedürfnis geht gegen dies Resultat des nur verständigen Denkens
und ist darin begründet,
daß das Denken nicht von sich läßt,
sich auch in diesem bewußten Verluste seines Beisichseins getreu bleibt,
»auf daß es überwinde«,
im Denken selbst die Auflösung seiner eigenen Widersprüche vollbringe.

[vgl. drei Seiten des Logischen: Widerspruch: dialektisch;Überwinden: spekulativ ]