Farbenlegende:
Goethe: Farbenlehre; Freies Geistesleben, Stuttgart 1979;Bd.3,S.47
M.J. Petry: Hegel und die Naturwissenschaften (frommann-holzboog 1987)
Verfasser: M. Grimsmann / L. Hansen Jul.2002

In seinem Buch “Hegel und die Naturwissenschaften” behauptet M.J. Petry:

“Wir müssen daher zugeben,
daß Hegel bei seiner Auslegung der empirischen Physik der Farbenlehre
durch Goethe auf den Holzweg geführt wurde.” (S.338)

und kurz davor:

“Dort [in Hegels Systemteil der Physik] machte er [Hegel] den perversen und hoffnungslosen Versuch, naturphilosophisch zu beweisen,
daß die Physik Goethes in Hinblick auf ihren empirischen Inhalt
der newtonschen überlegen sei.”

Warum soll der Versuch, Goethes Farbenlehre zu beweisen, pervers sein ?

Und hoffnungslos finden wir den Versuch auch nicht,
im Gegenteil sprechen gerade pysikalische empirische Fakten
für Goethes Theorie.

Z.B. zu dem Grundphänomen der Farberzeugung durch ein Prisma
schreibt Goethe, daß bei Newton
“das ganze Raisonnement auf einen falsch dargestellten Versuch gebaut ist,
der sich in der Natur anders zeigt als im Buche.”

Die seit Newton angenommene Darstellung zeigt die Wirkung des Prismas
als eine Auffächerung des weißen Lichts, bei der jede der einzelnen Farben
(die als Summe das weiße Licht ausmachen) je spezifisch abgelenkt wird.

Goethe hingegen zeigt auf, wie durch das Prisma
die Grenzen von hell und dunkel überlagert werden
und so die Farben entstehen.

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 Unteres Bild vgl. Goethes Farbenlehre Bd.2, Anhang Tafel V

Wollen wir nun prüfen, wie es sich in der Natur wirklich verhält,
so gilt es zu beachten, daß es einen Bereich gilbt,
in dem beide Darstellungen nahezu übereinstimmen (siehe Linie B).
Und dieser Bereich ist um so größer, je schmaler der einfallende Lichtstrahl gewählt ist.

Bei einem sehr schmalen Lichtstrahl, wie er im Experiment meistens benutzt wird,
fällt der Unterschied also kaum auf.

Aber bei einem breiten Strahl zeigen sich deutliche Abweichungen
(siehe Linie A und C).

“Es ist daraus klar, daß die Erscheinung, wie sie aus dem Prisma tritt,
keineswegs eine fertige sei, sondern daß sie,
je näher und je weiter man die Tafel hält, worauf sie sich abbilden soll,
immer neue Verhältnisse zeigt.
Sobald man dieses eingesehen hat, so bedarf es gegen..
die ganze Newtonische Lehre keines Streites mehr;
denn der Meister sowohl als die Schüler stellen den Versuch,
auf den sie ihr größtes Gewicht legen, völlig falsch vor..”

Wir haben den Versuch praktisch ausgeführt
und dabei Goethes Darstellung bestätigt gefunden.

Grün z.B. trat nicht unmittelbar nach dem Prisma aus,
wie es sein müßte, wenn es einen spezifischen Brechungswinkel hätte,
sondern es entstand erst in einiger Entfernung,
offensichtlich aus einer Mischung von gelb und blau.

Das ist doch ein physikalisch-empirischer Beleg für Goethe !

Wir fragen uns:
wird dieser Sachverhalt in der gesamten Fachwelt ignoriert,
ober gibt es uns unbekannte Einwände hiergegen ?

Frage zum Grün