Vorbemerkung

Die folgende Behandlung der drei Paragraphen von Hegel in der Enzyklopädie §79-82 behandelt die “drei Momente jedes Logisch-Reellen.” Sie erklären daher, warum wir auf Hegel-System.de und Hegel.net Hegels System in Form von Dreiecken darstellen.

Vergleiche dazu auch den Artikel “Methode Dreieck”.

Der folgende Kommentar erklärt dabei auch, wie die Dreiecksdarstellung zu verstehen ist und wie man mit ihr umgehen kann.

Näherer Begriff und Einteilung der Logik

Die eigentliche Einteilung der Logik kommt erst in Paragraph 83.

Inwiefern geben also die Paragraphen 79-82 einen “Näherer Begriff und Einteilung der Logik?”

Sie handeln jedenfalls nicht direkt von Sein, Wesen, Begriff (die zum ersten mal in Paragraph 83 systematisch erwähnt werden), sondern von einer Art “Superstruktur” oder Methode die auch dieser Einteilung noch vorausgeht, die man dann aber deshalb auch in der Einteilung wiederfinden wird. Näheres weiter unten.

§ 79 - Einteilung

Das Logische hat der Form nach drei Seiten:

  • α) die abstrakte oder verständige,
  • β) die dialektische oder negativ-vernünftige,
  • γ) die spekulative oder positiv-vernünftige.

Kommentar/Erläuterung dazu

Die drei Seiten als “Momente jedes Logisch-Reellen”

Diese drei Seiten machen nicht drei Teile der Logik aus, sondern sind Momente jedes Logisch-Reellen, das ist jedes Begriffes oder jedes Wahren überhaupt.

3.Satz

Sie können sämtlich unter das erste Moment, das Verständige, gesetzt und dadurch abgesondert auseinandergehalten werden, aber so werden sie nicht in ihrer Wahrheit betrachtet.

Exkurs 1: Die Dreiecksdarstellung auf hegel-system.de und hegel.net sind also für sich eine formale, “verständige” Darstellung, in der die drei Momente nur gesondert dargestellt werden. Insofern fällt diese Dreiecksdarstellung also unter das 1.Moment. Die Dreiecke geben daher auch nur erste Bestimmungen, nicht die ganze Wahrheit (Vgl. dazu auch den “Wahrheit”) wieder.

Exkurs 2: Obiges könnte wichtig werden im Dialog mit anderen Positionen, darum kurz zur Auseinandersetzung mit anderen: Es braucht hier beide Seiten der Vernunft: die negative, um zu zeigen, was falsch ist - sonst braucht man ja nichts zu ändern (und zwar möglichst als implizite Kritik, damit es einen direkt betrifft. aber in der Praxis ist eine Polemik oder ein Paradox, die den anderen zum Nachdenken bringen und ihn selbst auf die implizite Kritik bringen, oft sogar wirkungsvoller), zum anderen die positive, um auch aufzuzeigen, inwiefern das Rationelle am bisher vertretenen aufgehoben werden kann und dabei doch die bestehenden Widersprüche/Paradoxa gelöst werden können (ohne die vorherige / gleichzeitige Kritik besteht sonst auch die Gefahr, das das sonst einfach unter das bestehende Weltbild subsumiert wird, die Unterschiede nicht wahrgenommen werden usw.)

4. Satz

Die Angabe, die hier von den Bestimmungen des Logischen gemacht ist, sowie die Einteilung ist hier ebenfalls nur antizipiert und historisch. 8/168

zu den drei Perspektiven (genereller zum 3.Satz), und ihrer jeweiligen Berechtigung:

§ 80 - Abstrakt

α) Das Denken als Verstand bleibt bei der festen Bestimmtheit und der Unterschiedenheit derselben gegen andere stehen; ein solches beschränktes Abstraktes gilt ihm als für sich bestehend und seiend.

wörtliche Analyse des Zitates

weitere Gedanken zu diesem 1.Moment

§ 81 - Dialektisch

β) Das dialektische Moment ist das eigene Sichaufheben solcher endlichen Bestimmungen und ihr Übergehen in ihre entgegengesetzten.

wörtliche Analyse des Zitats

Wesentlich … …:

    1. Das Dialektische, vom Verstande für sich abgesondert genommen, macht, insbesondere in wissenschaftlichen Begriffen aufgezeigt, den Skeptizismus aus; er enthält die bloße Negation als Resultat des Dialektischen.
    1. Die Dialektik wird gewöhnlich als eine äußere Kunst betrachtet, welche durch Willkür eine Verwirrung in bestimmten Begriffen und einen bloßen Schein von Widersprüchen in ihnen hervorbringt, so daß nicht diese Bestimmungen, sondern dieser Schein ein Nichtiges und das Verständige dagegen vielmehr das Wahre sei. Oft ist die Dialektik auch weiter nichts als ein subjektives Schaukelsystem von hin- und herübergehendem Räsonnement, wo der Gehalt fehlt und die Blöße durch solchen Scharfsinn bedeckt wird, der solches Räsonnement erzeugt. - In ihrer eigentümlichen Bestimmtheit ist die Dialektik vielmehr die eigene, wahrhafte Natur der Verstandesbestimmungen, der Dinge und des Endlichen überhaupt. Die Reflexion ist zunächst das Hinausgehen über die isolierte Bestimmtheit und ein Beziehen derselben, wodurch diese in Verhältnis gesetzt, übrigens in ihrem isolierten Gelten erhalten wird. Die Dialektik dagegen ist dies immanente Hinausgehen, worin die Einseitigkeit und Beschränktheit der Verstandesbestimmungen sich als das, was sie ist, nämlich als ihr Negation darstellt. Alles Endliche ist dies, sich selbst aufzuheben. 8/172 Das Dialektische macht daher die bewegende Seele des wissenschaftlichen Fortgehens aus und ist das Prinzip, wodurch allein immanenter Zusammenhang und Notwendigkeit in den Inhalt der Wissenschaft kommt, so wie in ihm überhaupt die wahrhafte, nicht äußerliche Erhebung über das Endliche liegt.

weitere Überlegungen zum 2.Moment

§ 82 - Das Spekulative oder Positiv-Vernünftige

γ) Das Spekulative oder Positiv-Vernünftige faßt die Einheit der Bestimmungen in ihrer Entgegensetzung auf, das Affirmative, das in ihrer Auflösung und ihrem Übergehen enthalten ist.

    1. Die Dialektik hat ein positives Resultat, weil sie einen 8/176 bestimmten Inhalt hat oder weil ihr Resultat wahrhaft nicht das leere, abstrakte Nichts, sondern die Negation von gewissen Bestimmungen ist, welche im Resultate eben deswegen enthalten sind, weil dies nicht ein unmittelbares Nichts, sondern ein Resultat ist.
    1. Dies Vernünftige ist daher, obwohl ein Gedachtes, auch Abstraktes, zugleich ein Konkretes, weil es nicht einfache, formelle Einheit, sondern Einheit unterschiedener Bestimmungen ist. Mit bloßen Abstraktionen oder formellen Gedanken hat es darum überhaupt die Philosophie ganz und gar nicht zu tun, sondern allein mit konkreten Gedanken.
    1. In der spekulativen Logik ist die bloße Verstandes-Logik enthalten und kann aus jener sogleich gemacht werden; es bedarf dazu nichts, als daraus das Dialektische und Vernünftige wegzulassen; so wird sie zu dem, was die gewöhnliche Logik ist, eine Historie von mancherlei zusammengestellten Gedankenbestimmungen, die in ihrer Endlichkeit als etwas Unendliches gelten.

weitere Überlegungen zum 3. Moment

Parallelstellen in der Nürnberger Enzyklopädie

§ 12

Die Logik ist die Wissenschaft des reinen Verstandes und der reinen Vernunft, der eigentümlichen Bestimmungen und Gesetze derselben.

Das Logische hat demnach drei Seiten:

  1. die abstrakte oder verständige,
  2. die dialektische oder negativ vernünftige,
  3. die spekulative oder positiv vernünftige.

Das Verständige bleibt bei den Begriffen in ihrer festen Bestimmtheit und Unterschiedenheit von anderen stehen; das Dialektische zeigt sie in ihrem Übergehen und ihrer Auflösung auf; das Spekulative oder Vernünftige erfaßt ihre Einheit in ihrer Entgegensetzung oder das Positive in der Auflösung und im Übergehen.

§ 13

Verstand und Vernunft werden hierbei gewöhnlich in dem subjektiven Sinne genommen, insofern sie als Denken einem Selbstbewußtsein angehören, und die Logik ist so eine bloß formelle Wissenschaft, die erst eines anderen Inhalts, eines äußeren Stoffes bedarf, wenn etwas wirklich Wahres zustande kommen soll.

§ 14

Ihrem Inhalt nach betrachtet die Logik den Verstand und die Vernunft an und für sich selbst und die absoluten Begriffe als den an und für sich wahren Grund von allem oder das Verständige und Vernünftige, insofern es nicht bloß ein bewußtes Begreifen ist.

Die Logik ist daher an sich selbst spekulative Philosophie, denn die spekulative Betrachtungsart der Dinge ist nichts anderes als die Betrachtung des Wesens der Dinge, welches ebensosehr reiner, der Vernunft eigentümlicher Begriff als die Natur und das Gesetz der Dinge ist.